Glossar / Wissensdatenbank

Liquidität und Liquiditätsmanagement

Etymologischer Ursprung des Begriffs Liquidität

Der Begriff „Liquidität“ hat seinen Ursprung im lateinischen Adjektiv liquidus (= flüssig) und beschreibt im ökonomischen Sinne die Fähigkeit von Wirtschaftssubjekten (das können Privatpersonen, Unternehmen, Vereine o.a. sein), ihre Zahlungsverpflichtungen jederzeit pünktlich in vereinbarter Höhe erfüllen zu können. Sie ist also eng verwandt mit der Bonität, diese stellt jedoch über die Zahlungsfähigkeit hinaus zusätzlich auf den Zahlungswillen ab.

Was sind Liquidität und Liquiditätsmanagement?

Liquidität bedeutet also das ausreichende Vorhandensein von Zahlungsmitteln für Investitions- und Konsumauszahlungen sowie zur pünktlichen und vollständigen Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen.

Besonders für Finanzdienstleister stellt die jederzeitige Aufrechterhaltung der Liquidität eine zentrale Anforderung dar und wird deshalb aufsichtsrechtlich durch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) kontrolliert.

Um die Liquidität und deren Planung zu sichern – etwa um Rechnungen zu zahlen -, ist es notwendig, jeweils zeitpunktgerecht Geldmittel und liquidisierbare Vermögensgegenstände vorzuhalten. Das können neben Kassenbestand auch ungenutzte Kreditlinien, beleihbare und schnell liquidierbare Vermögensgegenstände wie insbesondere etwa börsengehandelte Wertpapiere sein.

Die Liquidisierbarkeit wird durch die Fungibilität der jeweiligen Vermögensgegenstände determiniert, also von Informationen zu der Frage, wie schnell sie ohne relevanten Wertverlust zu Geld zu machen sind.

Liquidität planen – Liquiditätsmanagement in der Praxis

Die (externe) Beurteilung, ob die vorgehaltene Liquidität ausreichend ist, kann anhand von speziellen Kennzahlen, den Liquiditätsgraden der Vermögenswerte erfolgen:

Beurteilung der Liquidität von Unternehmen anhand von Liquiditätsgraden

  • Liquiditätsgrad eins (L1) setzt Kassenbestand, Guthaben bei einer Bank und Wertpapiere des Umlaufvermögens ins Verhältnis zum kurzfristigen Fremdkapital,
  • Liquiditätsgrad 2 (L2) nimmt außerdem noch kurzfristige Forderungen und sonstiges, kurzfristiges Aktivvermögen hinzu,
  • Liquiditätsgrad 3 (L3) darüber hinaus noch den Bestand an Vorräten.

Die Messung der Liquidität erfolgt bei Unternehmen im Rahmen der Cash-Flow-Rechnung, die den gegenwärtigen und zukünftigen Zufluss liquider Mittel berechnet.

Abstimmung von Liquidität und Bedarf von Unternehmen durch Liquiditätsmanagement

Die optimale Abstimmung der Liquidität auf den prognostizierten Bedarf ist Aufgabe der Liquiditätspolitik bzw. des Liquiditätsmanagements. Denn wie beim Thema Eigenkapital hergeleitet, führt eine zu hoch angesetzte Liquiditätsplanung ebenso wie eine zu hohe Eigenkapitalquote zu Rentabilitätseinbußen, weil die liquiden Mittel eben nicht renditeträchtig investiert werden (können).

Ein Mangel an Liquidität hingegen kann bei unzureichendem Liquiditätsmanagement überraschend eintreten und löst in Folge häufig unzureichende Gegenmaßnahmen wie die Überziehung von Konten und Kreditlinien, Verschleppung von Lohnzahlungen und gegebenenfalls Notverkäufe von Vermögensgegenständen aus. Man denke nur an die möglichen Konsequenzen für den Fall, dass wichtige Kunden Rechnungen nicht oder verspätet zahlen.

Solche Panikreaktionen beim Fehlen liquider Mittel verschlechtern die Bonität des Unternehmens und können demnach im Extremfall zur Illiquidität, d. h. Zahlungsunfähigkeit, führen – am Horizont droht somit den Unternehmen die Insolvenz. Liquiditätsmanagement bedeutet also die Optimierung der Liquidität unter der Voraussetzung einer auskömmlichen Rendite. 

Auf volkswirtschaftlicher Ebene ist es Aufgabe der jeweiligen Notenbank, die Liquidität der Volkswirtschaft adäquat zu konjunkturellen Erfordernissen und Stabilitätszielen im Rahmen der Geldpolitik zu steuern. Auf internationaler Ebene beschreibt Liquidität die internationalen Zahlungsmittel, die zu Zahlungen an das Ausland dienen können, dies umfasst zum Beispiel Themen wie Währungsreserven, Sonderziehungsrechte, Reservetranchen u. ä.

Planung und Liquiditätssteuerung durch das Unternehmens-Management bei AIFs

Ebenso wie bei „aktiven“, gewerblichen Unternehmen ist eine vorausschauende, kaufmännisch vorsichtige Liquiditätssteuerung durch das Management auch im Segment der AIF für Sachwertbeteiligungen von großer Bedeutung. So müssen derartige Fondsgesellschaften beispielsweise dauerhaft in der Lage sein, ihre regelmäßig wiederkehrenden Zahlungsverpflichtungen, insbesondere ihre laufenden Zins- und Tilgungszahlungen aus einer aufgenommenen Finanzierung, termingerecht zu erfüllen.

Um dies sicherzustellen und etwaige Verzögerungen bei geplanten Mittelzuflüssen (etwa aus erwarteten Mieteinnahmen) kurzfristig abfedern zu können, bilden AIF üblicherweise angemessene Liquiditätsreserven.

Liquiditätsmanagement in Krisenzeiten

In besonders außergewöhnlichen Marktsituationen, so beispielsweise zu Beginn der Corona-Pandemie, reagieren Fondsgesellschaften mit einer außerordentlichen Erhöhung ihrer Liquiditätsreserve, indem ursprünglich vorgesehene Ausschüttungen an die Investoren ausgesetzt und ggf. auf einen späteren Zeitpunkt verschoben oder andere, planbare Ausgaben wie etwa für nicht zwingend notwendige Schönheitsreparaturen an dem Investitionsobjekt verschoben werden.

Bei im Zeitablauf zunehmender Klarheit über das Ausmaß der externen Krise und deren Auswirkungen auf die Liquidität der Fondsgesellschaft können ausgesetzte oder verschobene Auszahlungen sodann wieder aufgenommen und nachgeholt werden.

 

EURAMCO-Quellen und Informationen  

AIF
Bafin
Bonität
Cash-Flow-Rechnung
Eigenkapital und Liquiditätsmanagement
Sachwertbeteiligungen

Weiterführende Links  zu den Themen Liquiditätsmanagement, Liquiditätsplanung, Cash-Flow, Zahlungsfähigkeit von Unternehmen

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
Geld und Geldpolitik
Liquiditätsgrade – Kennzahlen der Bewertung
Liquiditätsplanung und -politik
Planung und kurzfristige Fungibilität
Reservetranchen
Sonderziehungsrechte
Währungsreserven der Banken

Stand der Informationen: Juni 2022

 

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