Glossar / Wissensdatenbank

Thesaurierung

Definition Thesaurierung

Der Ausdruck Thesaurierung stammt aus dem Griechischen und ist von „thesauros“ abgeleitet, was wir mit „Schatzhaus“ übersetzen können.

Damit bezeichnet man in einem finanzwirtschaftlichen Kontext das Einbehalten im Gegensatz zur Ausschüttung erzielter Gewinne. Diese Beträge werden statt dessen reinvestiert. Thesaurierende Fonds leisten also keine Ausschüttungen, sondern behalten die Erträge (z. B. Dividenden, Zinsen, Vermietungsüberschüsse etc.) ein und legen sie wieder an.

Die durch die Wiederanlage der Gewinne erzielte Erhöhung des Fondsguthabens resultiert in einem dem Zinseszinseffekt vergleichbaren Zugewinn.

Vermögensbildung bei Wiederanlage von thesaurierten Erträgen statt Ausschüttung

Aufgrund der Wiederanlage der Gewinne bilden thesaurierende Fonds mehr Vermögen als diejenigen Fonds, bei denen die Erträge in der Regel einmal jährlich vollumfänglich oder teilweise an die Anleger ausgeschüttet werden. Das gestiegene Fondsvermögen verteilt man auf die Anzahl ausgegebener Fondsanteile. Dies führt damit zu einem Wertzuwachs jedes einzelnen Anteils.

Alternativ zu dieser Erhöhung des inneren Anteilswertes kann man die Ertragsthesaurierung auch zur – kostenfreien – Ausgabe neuer Anteile an die bestehenden Anleger verwenden, hierdurch erhöht sich dann im Zeitablauf die Anzahl der von einem Anleger gehaltenen Anteile.

Deshalb eignen sich solche Fonds insbesondere für eine Strategie des langfristigen Vermögensaufbaus, weil der Zinseszinseffekt als Bestandteil der Rendite des Gesamtengagements über längere Zeiträume zunehmend zum Tragen kommt.

Auch Anleger, die sich möglichst wenig um ihre Geldanlage kümmern wollen, finden es häufig angenehm, sich auch um die regelmäßige Wiederanlage von thesaurierten Erträgen keine Gedanken machen zu müssen.

Rechenbeispiel für Thesaurierung

Rechnerisch kann der Effekt der Thesaurierung zum Beispiel wie folgt aussehen: Wenn ein fiktiver Anleger 50 Anteile eines offenen Investmentfonds im Wert von jeweils 100 Euro besitzt (also insgesamt einen Gegenwert von 5.000 Euro) und der Fonds am Ausschüttungstag 2 Euro Rückflüsse pro Anteil auszahlen könnte, fiele der Kurs des Fonds anschließend um ebendiese 2 Euro.

Wenn der Fonds jedoch thesauriert, findet automatisch eine Wiederanlage zum aktuellen Kurs von nun 98 Euro statt. Der Anleger, auf den 100 Euro Rückflüsse entfallen, erhält also 1,02 neue Anteile gutgeschrieben.

Anders sieht es bei Investoren aus, die, aus welchen Gründen auch immer, auf regelmäßige Auszahlungen angewiesen sind.

Für sie eignen sich ausschüttende Fonds besser, möglichst solche mit einem gleichmäßigen Verlauf der Ausschüttungen. Thesaurierung ist grundsätzlich bei allen Arten von Fonds möglich – bei ETF, Wertpapier und Rentenfonds, bei Aktien- und Mischfonds wie auch bei Immobilienfonds.

Thesaurierung und Besteuerung 

Betrachten wir die komplexen steuerlichen Unterschiede zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Fonds.

Grundsätzlich sind beide Erträge – wie alle Erträge aus Investmentfonds als Kapitalanlagen – als „Einkünfte aus Kapitalvermögen“ steuerpflichtig.

Da Anlegern bei thesaurierenden Fonds in den Jahren vor der Liquidation der Fondsgesellschaft jedoch keine Mittel zufließen, sondern der Wert oder die Anzahl ihrer Fondsanteile steigt, sieht das Gesetz eine vorweggenommene Besteuerung zukünftiger Wertsteigerungen in Form einer sogenannten Vorabpauschale vor.

Bei Anteilsverkauf verrechnet man die Steuer auf den tatsächlich angefallenen Veräußerungsgewinn mit der Vorabpauschale, damit keine Doppelbesteuerung entsteht.

All diese Vorgänge erledigt sowohl bei in- als auch bei ausländischen thesaurierenden Investmentfonds das Kreditinstitut oder das anderweitige Unternehmen der Finanzwirtschaft, von dem das jeweilige Anteilsdepot geführt wird, für die Anleger. Die Bank zieht daher die Steuer auf die Vorabpauschale automatisch ein und führt sie an das Finanzamt ab.

Quellen der EURAMCO 

Arten von Fonds
Mischfonds

Weiterführende Links zum Thema Thesaurierung

Begriffsherleitung im Börsenlexikon 
Rechenbeispiel für Thesaurierende Fonds 
Thesaurierende Fonds
Zinseszins-Effekt

Stand der Informationen: Dezember 2022
Informieren Sie sich über weitere Fachbegriffe in unserer Wissensdatenbank


Wir sind Mitglied bei: