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Diversifikation/Diversifizierung

Definition Diversifizierung (Diversifikation)

In der Betriebswirtschaftslehre ist Diversifizierung eine Maßnahme aus dem Bereich der Wachstums- und Risikopolitik eines Unternehmens. Durch Modifizierung und/oder Erweiterung der Produktpalette, der Geschäftsbereiche, der Kunden, Märkte und Zielregionen möchte man Verlustrisiken reduzieren und Gewinnchancen verbessern.

Weil nicht nur Unternehmen in der Wirtschaft, sondern auch Privathaushalte und Staaten Diversifizierungsstrategien verfolgen, betreffen sie nicht nur Produkte und Dienstleistungen. Sie können sich vielmehr beispielsweise auch auf die Kapitalanlage (von Privaten), auf Wirtschaftskontakte (von Staaten) und andere Parameter beziehen.

In jedem Fall ist das Ziel, eine Abhängigkeit von einem einzigen (ggf. schwer ersetzbaren) Faktor zu vermeiden. Somit reduziert etwa die Verteilung des Importes von Primärenergieträgern wie Erdöl und Erdgas auf mehrere Lieferanten das Risiko einer Knappheit aufgrund politischer Faktoren.

Ein Unternehmen, das auf mehrere kompetente Mitarbeiter und Führungskräfte setzt, reduziert das Schlüsselpersonenrisiko. Dieses verwirklicht sich im Risiko des Ausfalls der einzigen jeweils fachkompetenten Arbeitskraft.

Diversifizierung – Produktion und Märkte

Diversifikation im produzierenden Gewerbe kann in folgenden Ausprägungen verfolgt werden:

Horizontale Diversifizierung erweitert das (Produktions-, Lieferanten-, etc.) Programm um Faktoren mit einem direkten Zusammenhang zum bisherigen Spektrum. Das meint zum Beispiel gleiches Produktionsverfahren, gleiche Rohstoffe, gleiche Vertriebswege etc., aber neue Produkte.

Vertikale Diversifikation erstreckt sich entlang der Wertschöpfungskette auf vor- oder nachgelagerte Produkte und erweitert somit die Fertigungstiefe – etwa wenn ein Fahrradhersteller neuerdings die Gangschaltungen selbst produziert.

Laterale oder auch diagonale Diversifikation erweitert sowohl das Produktions- als auch das Markt-Spektrum, ohne auf vor- oder nachgelagerte Strukturen zurückzugreifen, und stellt somit die risikoreichste Form der Diversifizierung dar.

Die Erweiterung des Produktspektrums reduziert die Abhängigkeit von einer Kundengruppe in den Märkten.  Die Diversifizierung des Einkaufs verringert die Abhängigkeit von Lieferanten. Eine Diversifizierung nach Produktionstechnologien schließlich kann das Produktionsrisiko reduzieren. Immer geht es um die Verminderung von (einseitigen) Abhängigkeiten.

Im Finanzwesen kann Diversifikation zum Beispiel nach Kreditnehmern und -gebern, nach Risikoklassen, nach Fristigkeiten, nach Branchen und nach Volumina, nach Produkten und durch Finanzinnovationen erfolgen. Insbesondere die Konjunkturabhängigkeit von Kreditportfolien soll damit reduziert werden.

Für Investmentgesellschaften sieht das KAGB in den Paragrafen 214 und 243 risikogemischte Anlagen vor. Auch für Versicherungen ist Diversifizierung, auch über Vertriebswege, unverzichtbar.

Diversifizierung in der Portfoliotheorie von Harry M. Markowitz

Die methodische Grundlage für Diversifizierung der Kapitalanlage ist die Portfoliotheorie nach Harry M. Markowitz aus dem Jahr 1952. Sie besagt, dass die Effizienz eines Portfolios von dessen Risiko-Rendite-Profil bestimmt wird.

Standardabweichung als Maß

Als Maß für das Risiko eines börsennotierten Wertpapiers gilt seine Volatilität, dargestellt als Standardabweichung. Sie beschreibt die Streubreite der Werte eines Merkmals um dessen Mittelwert, also vereinfacht ausgedrückt die durchschnittliche Entfernung aller gemessenen Ausprägungen des Merkmals von dessen Durchschnitt. Berechnen kann man die Standardabweichung, indem man die Quadratwurzel aus der Varianz zieht.

Sind die Risiken der einzelnen Bestandteile des Portfolios nicht oder nur gering miteinander korreliert, in ihrer Entwicklung also voneinander weitestgehend unabhängig, werden sie demnach nicht oder nur schwach von ähnlichen Faktoren in ähnliche Richtung beeinflusst, sinkt das Gesamtrisiko des Portfolios.

Effizientes Portfolio versus Klumpenrisiko

Damit lässt sich durch Optimierung ein effizientes Portfolio bestimmen. Das bedeutet, es gibt kein anderes Portfolio, das die gleiche erwartete Rendite bei geringerem Risiko oder bei gleichem   eine höhere Renditeerwartung aufweist. Ein diversifiziertes Portfolio besteht demnach zwangsweise aus mehreren verschiedenen Anlagealternativen – das Gegenstück wäre ein Portfolio aus einer einzigen Aktie, das dann ein maximales Klumpenrisiko beinhalten würde.

Diversifikation im Assetmanagement

Durch die Diversifikation eines Portfolios möchte man das Verlustrisiko des Gesamtportfolios verringern, selbstverständlich in Abhängigkeit von  Risikobereitschaft und Renditepräferenzen des jeweiligen Anlegers. Beispielhaft kann das wie folgt dargestellt werden:

Die Abstimmung der einzelnen Anlageklassen im Portfolio im Sinne der  Diversifizierung von Risiken ist Aufgabe der Asset Allocation, die für die Auswahl der einzelnen Assetklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe, Private Equity oder auch Kryptowährungen verantwortlich ist.

Hilfe in der Bewertung durch Beurteilung der Korrelation

Die Berechnung und Bewertung der Unabhängigkeit der einzelnen Anlageklassen voneinander erfolgt durch die Beurteilung ihrer Korrelation. Produkte, deren Korrelation = 0 ist, entwickeln sich somit vollständig unabhängig voneinander.

Liegt die Korrelation bei -1, so verläuft die Entwicklung vollständig gegenläufig. Beträgt die Korrelation = +1, verläuft die Entwicklung dagegen vollständig parallel.

Das bedeutet beispielsweise, dass das Management wissen muss, dass man  in einem Portfolio konjunkturabhängige und konjunkturunabhängige Assets kombiniert, um die Konjunkturabhängigkeit des Gesamtportfolios zu reduzieren. Denn das Risiko des Portfolios ist nie höher, sondern im Idealfall niedriger als das gewichtete durchschnittliche Risiko seiner Bestandteile.

Quellen der EURAMCO 

Assetklassen
Investmentgesellschaften
Risikopolitik

Weiterführende Links – Artikel mit Informationen zum Thema Diversifizierung/Diversifikation

Beispiel Diversifikation von Risiken
Korrelation von Anlageklassen
Lexikon Wikipedia – Portfoliotheorie
Standardabweichung
Verlustrisiko
Wachstumspolitik
Zum Begriff

Letzte Aktualisierung: März 2024

 

 

 

 

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