Ein risikoloses Leben gibt es nicht, genau so wenig wie ein risikoloses Wirtschaften. Das ist in der Finanz- und Anlagebranche nicht anders als in der Möbelproduktion oder beim Buchen einer Urlaubsreise. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar, deshalb brauchen wir Risikomanagement, um mit der Unsicherheit bezüglich vor uns liegender Ereignisse und deren Auswirkungen umgehen und angemessene Entscheidungen fällen zu können.
Gablers Wirtschaftslexikon definiert als Aufgabe des Risikomanagements (engl. risk management) das Risikocontrolling, das die Risikosituation eines Unternehmens transparent darstellen soll, und die Risikosteuerung, die dazu dient, die Relation zwischen Ertrag und Risiko im Unternehmen zu optimieren.
Tatsächlich geht es nicht um ein spezifisches Risiko, sondern um mehrere Gefahren, die Berücksichtigung finden müssen. Gegenstände des Risikomanagements sind grundsätzlich alle Risikoarten, die in dem jeweiligen Unternehmen oder in der jeweiligen Organisation zu Unsicherheit zukünftiger Ergebnisse, also zu Abweichungen von den geplanten Ergebnissen, führen können. Welche das sind, hängt zumindest teilweise vom Unternehmenszweck ab. Währungsrisiken beispielsweise beeinflussen international tätige Unternehmen stärker als solche, deren Aktivitäten sich auf den Heimatmarkt beschränken.
Das Risikomanagement muss also zunächst Informationen zusammentragen, dann damit die relevanten Risiken analysieren, ihre Eintrittswahrscheinlichkeit quantifizieren, die Risikoentwicklung überwachen und dazu beitragen, tatsächlich eintretende Risiken und deren Folgen zu bewältigen. Die auf jeder dieser Stufen gesammelten Informationen fließen wiederum in zukünftige unternehmerische Entscheidungen und Maßnahmen ein. Risiken erfolgreich zu managen kann auch neue unternehmerische Chancen eröffnen.
Doch wird Risikomanagement in Deutschland nicht nur aus freiwilligem unternehmerischem Kalkül heraus betrieben, sondern auch deshalb, weil Vertragspartner und Stakeholder wie Kapitalgeber, Banken oder auch Ratingagenturen ein aktives, nachgewiesenes Risikomanagement fordern. Auch der Gesetzgeber wird diesbezüglich tätig, beispielsweise im Handelsgesetzbuch (HGB), Aktiengesetz (AktG), GmbH-Gesetz (GmbHG), u.a. Um Vertragspartner, Mitarbeiter und Dritte zu schützen, wird die Unternehmensleitung zur Risikokontrolle, zu einem Reporting-System und zum Risikomanagement verpflichtet.
Aktuelles Beispiel ist der Bereich Nachhaltigkeitsrisiken für Anbieter von Finanzprodukten, den die BaFin definiert als „Ereignisse oder Bedingungen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, deren Eintreten tatsächlich oder potenziell erheblich negative Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- oder Ertragslage sowie auf die Reputation eines Unternehmens haben können; dies schließt klimabezogene Risiken in Form von physischen Risiken und Transitionsrisiken ein.“
Physische Risiken resultieren beispielsweise aus Extremwetterereignissen oder dem Zusammenbruch von Lieferketten. Transitionsrisiken treten als Folge von Anpassungsprozessen bei der Dekarbonisierung auf: Die Verteuerung bzw. Verknappung von Energie aus fossilen Quellen kann beispielsweise die Rentabilität von Immobilieninvestitionen beeinflussen, wenn etwa Immobilien mit schlechter Wärmedämmung aufgrund der höheren Heizkosten schlechter vermietbar oder verkäuflich sind.
Reputationsrisiken entstehen aus der Vernachlässigung möglicher Nachhaltigkeitsrisiken – so hatte etwa die Havarie der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko dauerhaft negative Auswirkungen auf das Standing des damaligen Betreibers BP.
Risikomanagement ist in Deutschland in der Norm ISO 31000 geregelt und als Führungsaufgabe definiert. Es ist demnach nicht das statische Ergebnis einer einmal angestellten Überlegung, sondern hat, außer die bereits bekannten Risiken zu managen, auch kontinuierlich zu überprüfen, welche neuen Gefahren für das jeweilige Unternehmen einschlägig werden könnten. Deshalb ist die Dokumentation des Risikomanagements und seiner Ergebnisse unverzichtbar und ohne spezielle Software zur Analyse, Kontrolle und Steuerung von Risiken nicht mehr zu leisten.
Nachhaltigkeitsrisiken
Software für Risk Management
Risiko-Analyse und Maßnahmen – die ISO-Zertifizierung
Chancen durch Transparenz und Nachhaltigkeit – zum Selbstverständnis der EURAMCO