Glossar / Wissensdatenbank

Die Zertifizierung der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB wurde im Juni 2007, durch 16 Organisationen aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, gegründet. Als Non-Profit-Organisation mit Sitz in Stuttgart hat es sich die DGNB zur Aufgabe gemacht, Wege und Lösungen für nachhaltiges Planen, Bauen und Nutzen von Bauwerken zu entwickeln und zu fördern. In diesem Sinne stellt die DGNB ihr Know-how für Investoren, Bauherren, Architekten, Planer und ausführende Unternehmen zur Verfügung.  Als weltweit bekannter Standard gilt die DGNB Zertifizierung.

Was ist die DGNB Zertifizierung? 

Neben anderen Leistungen will die DGNB den Mehrwert für die Gesellschaft aufzeigen, der durch die Entwicklung einer nachhaltigen, lebenswert gebauten Umwelt entsteht. Und: Die schriftliche Fixierung in einem internationalen Zertifizierungssystem macht Nachhaltigkeit mess- und bewertbar. Das Ergebnis ist Transparenz und Vergleichbarkeit.

Die inhaltliche Grundlage der DGNB bildet ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsverständnis, das ökologische, ökonomische und soziokulturelle Themen mit einbezieht. Es geht also gleichermaßen um die Umwelt, die Wirtschaftlichkeit und den Menschen. Dabei steht Nachhaltigkeit im Sinne der DGNB synonym für Qualität und Zukunftsfähigkeit.

Ziel ist die Transformation des Bau- und Immobilienmarktes hin zu einem angemessenen Qualitätsverständnis als Grundlage für ein verantwortungsvolles, nachhaltiges Handeln.

Die DGNB als Verein

Die DGNB e.V. ist mit über 1200 Mitgliedsorganisationen und mehr als 500 ehrenamtlich engagierten Experten das größte Netzwerk für nachhaltiges Bauen in Europa. Die DGNB Mitglieder entstammen der gesamten Wertschöpfungskette in der Bau- und Immobilienwirtschaft. Angefangen bei Architekten, Ingenieure, Fachplaner und Berater, über Projektentwickler, Projektsteuerer, Investoren, Bauunternehmer und Gebäudedienstleister.

Dazu zählen Kommunen und Verbände genauso wie Unternehmen aus anderen Branchen, deren Kerngeschäft zwar nicht im Bausektor ist, die aber bei ihren eigenen Immobilien die Ideen des nachhaltigen Bauens vorantreiben.

Einmal im Jahr kommen die Mitglieder zur Mitgliederversammlung zusammen, in der sie ihr Mitbestimmungsrecht ausüben. Dazu gehören u. a. die Wahl des Präsidiums sowie die Verabschiedung des Haushaltsplans oder Satzungsänderungen.

Der Verein kooperiert mit zahlreichen nationalen und internationalen Partnern und unterstützt unterschiedlichste Initiativen, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der gebauten Umwelt einsetzen. So ist die Deutsche Gesellschaft Nachhaltiges Bauen beispielsweise der offizielle deutsche Vertreter im World Green Building Council.

Als Nicht-Regierungs-Organisation agiert die Deutsche Gesellschaft Nachhaltiges Bauen unabhängig von aktuellen politischen Verhältnissen, arbeitet jedoch auf Bundes,- Landes- und kommunaler Ebene mit verschiedenen politischen Entscheidungsträgern inhaltlich zusammen, um der Nachhaltigkeit eine starke Stimme zu geben.

DGNB Zertifizierung

Die Anfänge des DGNB Zertifizierungssystems

Die Grundsystematik zur Bewertung der Nachhaltigkeitsqualität von Gebäuden wurde gemeinsam von der DGNB und dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Umbenennung 2013: Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) entwickelt. Während das BMVBS (BMVI) diese Grundlage passgenau für die Eigenbewertung von Bundesbauten präzisiert hat, entwickelte die DGNB daraus ein vollständiges Zertifizierungssystem für verschiedenste Gebäudenutzungen.

Das DGNB Nachhaltigkeitskonzept – Die neue Qualität des Bauens

Das Nachhaltigkeitskonzept der DGNB Zertifizierung ist weit gefasst und reicht über das bekannte Dreisäulenmodell (Ökologie, Ökonomie und soziokulturelle und funktionale Qualität) hinaus. Es betrachtet durchgängig alle wesentlichen Aspekte des nachhaltigen Bauens. Diese umfassen, neben den drei Themen aus dem Dreisäulenmodell, Technik, Prozesse und Standort.

Die technische Qualität definiert einen Bewertungsmaßstab, der durch Gebäudeanforderungen, wie Brandschutz, Schallschutz, Immissionsschutz oder Energiebedarf, erforderlich ist. Die Prozessqualität bezieht sich auf die Planung und die darauffolgende Bauausführung. Die Standortqualität beschreibt beispielsweise Image und Zustand von Standort und Quartier, die Verkehrsanbindung und die Nähe zu nutzungsrelevanten Objekten und Einrichtungen.

Dabei fließen die ersten drei Themenfelder gleichgewichtet in die DGNB Zertifizierung ein (je 22,5%). Damit ist das DGNB System das einzige, das dem wirtschaftlichen Aspekt des nachhaltigen Bauens ebenso große Bedeutung zumisst, wie den ökologischen Kriterien. Die über das Dreisäulenmodell hinausgehenden Qualitäten nehmen innerhalb des DGNB Systems eine Querschnittsfunktion ein und sind unterschiedlich stark gewichtet (15%, 12,5%, 5%).

Die Bewertungen basieren stets auf dem gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes.

Das DGNB Bewertungssystem – Ganzheitlich und nachhaltig

Zertifiziert wird die herausragende Erfüllung von zahlreichen Nachhaltigkeitskriterien aus den oben genannten sechs Themenfeldern. Die DGNB vergibt das DGNB Zertifikat in Platin, Gold und Silber. Zusätzlich können Bestandsgebäude ab einem Gesamterfüllungsgrad von 35% die Auszeichnung Bronze erhalten. Außerdem gibt es die Möglichkeit der Vorzertifizierung in der Planungsphase. Sowohl Neubauten als auch Bestandsimmobilien können DGNB Zertifizierungen erhalten.

DGNB Navigator

Mit dem DGNB Navigator wurde ein Instrument entwickelt, das alle am Produktauswahlprozess Beteiligten – von Herstellern über Architekten, Investoren bis hin zu Handwerkern – unterstützt und die erforderlichen Informationen bereitstellt.

Da der Navigator der DGNB  auch ISO-Normen berücksichtigt und in englischer Sprache verfügbar ist, kann er überall weltweit angewendet werden. Entsprechend können Produktprofile sowohl in Deutsch als auch in Englisch eingestellt und abgerufen werden.

Der DGNB Navigator bringt das Informationsangebot von Herstellern mit der Nachfrage von Planern auf einer Plattform zusammen. Darüber hinaus stellt er eine wichtige Brücke zwischen Bauprodukten und dem DGNB Zertifizierungssystem für Gebäude her, indem er die geforderten Daten für die Gebäudezertifizierung bereitstellt.

DGNB Akademie

Die DGNB Akademie ist die zentrale Fort- und Weiterbildungsplattform der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen. In zahlreichen Kursen und Seminaren vermittelt die DGNB Akademie ihren Teilnehmern aktuelles und praxisnahes Fachwissen rund um nachhaltiges Bauen.

Zielten bislang alle Angebote der DGNB Akademie darauf ab, einen Abschluss zu erhalten, können die Veranstaltungen künftig auch einzeln und von Personen besucht werden, die speziell an einem Thema interessiert sind und sich punktuell weiterbilden wollen.

Im Rahmen der Fort- und Weiterbildung können folgende Titel erworben werden, die sukzessive aufeinander aufbauen:

– DGNB Registered Professional

– DGNB Consultant

– DGNB Auditor

Die Abschlüsse sind international anerkannt und stehen sinnbildlich für ein umfassendes Know-how zu den verschiedenen Themenfeldern des nachhaltigen Bauens – von grundlegendem Wissen über branchenspezifisches Anwendungswissen bis hin zu detaillierten Fachwissen über das Zertifizierungssystem.

Lesen Sie  in diesem Glossar auch die thematisch verwandten Beiträge über Environmental Social Governance (ESG) und Green Building.

Weiterführende Links

Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB

DGNB e.V.

World Green Building Council

 

Informieren Sie sich über weitere Fachbegriffe in unserer Wissensdatenbank


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