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Family Office

Ein Family Office ist eine Gesellschaft oder in manchen Fällen auch nur eine lose, nicht gesellschaftsrechtlich strukturierte Organisation, die speziell für die Verwaltung von Vermögenswerten und Finanzangelegenheiten einer sehr wohlhabenden Familie oder Einzelperson eingerichtet wurde.

Definition Family Office

Die juristische Definition versteht darunter Unternehmen zur bankenunabhängigen Verwaltung eines sehr großen, privaten Vermögens. Eigene Produkte eines Family Offices zur Kapitalanlage sind mit dieser Funktion NICHT vereinbar.

Das Family Office kümmert sich typischerweise um alle finanziellen Aspekte des Lebens dieser Familie, wie beispielsweise Steuerfragen, Immobilieninvestitionen, Kunstsammlungen, Bildungs- und Freizeitaktivitäten. Beispielsweise übernimmt es außer der klassischen Vermögensverwaltung weitere Back-Office-Aufgaben wie das Rechnungswesen, die Büroorganisation und etwa die Reiseplanung.

Vielfältige Vermögensverwaltung

Die folgende Grafik vermittelt eine anschauliche Übersicht über die vielfältigen Aufgaben eines Family Offices:


Quelle: Berenberg Wealth Management

Das erste Family Office in diesem Sinne wurde 1839 von der US-amerikanischen Unternehmerfamilie Morgan gegründet, 1882 folgten die Rockefellers mit einem eigenen Family Office.

Solche individualisierten Dienstleistungen sind in der Regel sehr teuer, da sie speziell auf die Bedürfnisse einer einzelnen Familie oder Person zugeschnitten sind. Sie sind auch nicht für jedermann geeignet, da sie in der Regel nur für Familien oder Personen mit einem sehr hohen Vermögen angeboten werden.

Allerdings gibt es keine festgelegten Portfolio(unter)grenzen, sie sind Angelegenheit freier Verhandlungen zwischen Anbietern derartiger Dienstleistungen und des nachfragenden, privaten Großvermögens.

Family Office als Unternehmen oder Unternehmensabteilung

In Bezug auf die Funktionsweise eines Family Offices gibt es verschiedene Modelle. Einige Family Offices sind als eigenständige Unternehmen organisiert und beschäftigen Mitarbeiter, die sich um die finanziellen Angelegenheiten der Familie kümmern.

Andere sind als Abteilung innerhalb eines größeren Unternehmens organisiert und nutzen die Ressourcen und das Know-how dieses Unternehmens, um die finanziellen Angelegenheiten der Familie zu verwalten.

Im Allgemeinen arbeitet das Family Office eng mit den Familienmitgliedern oder mit ausgewählten Beauftragten aus diesem Personenkreis zusammen, um deren finanzielle Ziele zu erreichen und sicherzustellen, das Vermögen sinnvoll zu investieren.

Single Family Office und Multiple Family Offices

Anders als Vermögensverwalter unterliegen Family Offices keiner Regulierung und benötigen auch nicht die Erlaubnis der Regulierungsbehörde für ihre Tätigkeit. Der Gesetzgeber setzt hier aufgrund der Deckungsgleichheit von „Eigentümern“ des Family Offices einerseits und deren auf diese Weise strukturierten Investorentätigkeit andererseits voraus, dass diese Eigentümer/Investoren in ihrer personellen Übereinstimmung nicht schutzbedürftig sind.

Family Office mit und ohne Regulierungszwang

Dies gilt allerdings nur für Single-Family-Offices (SFO), die nur für ihre einzige, eigene Familie tätig sind, nicht hingegen für Family Offices, die derartige Tätigkeiten als umfassendes Dienstleistungspaket für eine größere Zahl „fremder“ Familien anbieten.

Die Investitionsstrategie vieler Family Offices ähnelt häufig der von Private Equity-Gesellschaften und umfasst schwerpunktmäßig außerbörsliche Direktinvestments in Unternehmen unterschiedlicher Reifestadien. Allerdings ist die Haltedauer von Direktinvestitionen in Family Offices in der Regel deutlich länger als bei Private Equity-Unternehmen.

Investieren in andere Assetklassen

Selbstverständlich wird aber regelmäßig nicht nur in außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen, sondern auch in andere Assetklassen investiert (insbesondere börsennotierte Aktien, verzinsliche Wertpapiere, Immobilien, Edelmetalle, Kunstgegenstände), der Erfolg der Investitionen überwacht und dokumentiert.

Family Offices verstehen sich als professionelle Investoren und nützen für ihre Klienten das gesamte Anlageuniversum je nach individueller Eignung, Präferenz und Risikobereitschaft aus. Eben diese ganzheitliche Abstimmung ist der Grund für ihren Einsatz, der einen Verzicht auf die komplizierte Koordinierung unterschiedlicher Spezialisten sinnvoll macht.

Wann lohnt sich ein Management?

Ein Family Office, das nur für eine einzige Familie arbeitet, „rentiert“ sich logischerweise erst ab einem erheblichen Mindestvermögen im mittleren dreistelligen Millionenbereich, nämlich dann, wenn seine Personal- und sonstigen Kosten unter den reinen Verwaltungsgebühren einer externen Vermögensverwaltung liegen.

Unter den Begriff Family Office im weiteren Sinne werden auch Dienstleistungen von spezialisierten Unternehmen oder bankinternen Abteilungen subsumiert, die sie für mehrere Kunden erbringen.

Anders als beim SFO ist in diesem Fall eine Regulierung vorgeschrieben. Dies gilt deshalb, weil es sich in diesen Fällen in der Regel um eine attraktive Verpackung traditioneller Bankprodukte wie Portfolioverwaltung und Anlageberatung handelt.

Als dritte Form des Family Office sind Multi Family Offices zu nennen, die für mehrere Familien kleinere Vermögen von etwa 25 bis 50 Millionen US-Dollar pro Portfolio betreuen. In Europa gilt die Schweiz als Zentrum der Family Offices.

Der Erfolg dieses Geschäftsmodells hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass Geschäfts- und Privatbanken vermehrt eigene Multi Family Offices gründen, um der Abwanderung ihrer Kunden vorzubeugen. Welche Lösung für die Investoren die bessere ist, lässt sich nur im Einzelfall untersuchen.

Quellen der EURAMCO 

Assetklassen
Direktinvestments
Private Equity
Vermögensverwalter

Weiterführende Links  zum Thema Family Office

Back-Office-Aufgaben
Gründungsfamilie Morgan
Juristische Definition
Multi Family Offices
Professionelle Investoren
Regulierungsfälle
Unvereinbarkeit
 

Stand der Informationen: Januar 2023
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